Rechnungs­bericht 2024

Rechnungs-bericht2024

Grundsätzlich kann der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) auf ein solides Geschäftsjahr 2024 zurückblicken. Die finanziellen Ergebnisse sind insgesamt besser als in der Planung angenommen wurde. Die Kosten – insbesondere für die Leistungen der Verkehrsunternehmen – sind jedoch wie erwartet stärker gestiegen als die Einnahmen, und dies trotz der Tariferhöhung um 3.4 Prozent im Dezember 2023. In der Konsequenz erhöht sich die Kostenunterdeckung des ZVV gegenüber dem Vorjahr um 34.7 Millionen Franken. Der Kostendeckungsgrad beläuft sich auf 63.5 Prozent.

 

Zur zeitlichen Harmonisierung der Bestellperioden des regionalen Personenverkehrs (RPV) wurde auf Anordnung des Bundesamts für Verkehr (BAV) 2024 lediglich eine einjährige Fahrplanperiode durchgeführt. In der Folge wurde auch der vom Zürcher Kantonsrat festgelegte ZVV-Rahmenkredit auf ein Jahr dimensioniert. Für 2024 wurde der Kredit von 437.5 Millionen Franken genehmigt, was gleichzeitig auch dem Budget 2024 entspricht. Effektiv belief sich das Defizit im Berichtsjahr auf 417.9 Millionen Franken. Das Budget und folglich auch der Rahmenkredit konnten damit leicht unterschritten werden (-4.5 Prozent). Insbesondere auf der Ertragsseite erwiesen sich die Planungen als verlässlich. So resultierte beim Totalertrag inklusive den Finanzierungen durch Dritte praktisch eine Punktlandung. Trotzdem wurde das Budget unterschritten – vor allem, weil die Zahlungen an die defizitfinanzierten Verkehrsunternehmen erfreulicherweise tiefer ausfielen als erwartet. Die nicht beanspruchten Mittel im Umfang von 19.6 Millionen Franken aus dem ZVV-Rahmenkredit 2024 werden je zur Hälfte an den Kanton und die Zürcher Gemeinden zurückerstattet.

1 Weniger Dynamik beim Bevölkerungswachstum

Gemäss den Angaben des Statistischen Amts des Kantons Zürich ist die Bevölkerung im Kanton zwar weiterhin gewachsen, mit +0.9 Prozent oder einem Plus von 14'000 Personen jedoch so gering wie zuletzt im Jahr 2006 (abgesehen von den Pandemie-Jahren 2020/2021). Trotzdem ist die Gesamtnachfrage im ZVV-Gebiet im Vergleich zum Vorjahr um 2.4 Prozent angestiegen. Während im Bahnjahr 2024 beim Personenverkehr auf nationaler Ebene neue Passagierrekorde vermeldet werden konnten, bleibt hingegen die Nachfrage insbesondere im Stadtnetz hinter den Höchstwerten von 2019 zurück. Auch die Tagesfrequenzen pro Werktag an der Stadtgrenze von Zürich haben mit rund 499'000 Fahrgästen das Niveau von 2019 (514'000 Fahrgäste) noch nicht ganz erreicht. Es kann daher festgehalten werden, dass die Entwicklung der Nachfrage zwar weiterhin positiv ist, jedoch je nach Region oder Nutzungsgrund (Pendel- oder Freizeitverkehr) unterschiedlich ausfällt.

 

Nachfrage der Einsteigerinnen und Einsteiger über die Jahre

2 Höheres Leistungsentgelt, geringere Abgeltungen

Gegenüber dem Vorjahresniveau ist der Gesamtaufwand um 42.5 Millionen Franken auf 1'146.2 Millionen Franken angestiegen, was einer Zunahme von 3.8 Prozent entspricht. Hauptkostentreiber war das Leistungsentgelt an die aufwandfinanzierten Verkehrsunternehmen (+61.2 Millionen Franken), wobei sich hier verschiedene Effekte überlagern. Einerseits nehmen die Aufwendungen der Verkehrsunternehmen infolge der Personal- und Sachkostenteuerung zu. Dabei sind insbesondere im Fahrzeug- und Bahntechnikbereich teilweise weit höhere Kostenzuwachsraten zu verzeichnen als sich dies im Warenkorb des Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) widerspiegelt. Gleichzeitig wurde das Angebot auf den Fahrplan 2024 ausgebaut, was ca. zehn Prozent des Kostenanstiegs erklärt. Andererseits macht sich die hohe Investitionstätigkeit der Verkehrsunternehmen bei den Kapitalfolgekosten klar bemerkbar. So nehmen die Abschreibungen infolge der notwendigen Investitionen für den Substanzerhalt, die Kapazitätserweiterungen bei den Unterhalts- und Abstellanlagen, die fortschreitende Dekarbonisierung sowie die Erneuerung der Tram- und Busflotten zu. In Kombination mit den deutlich höheren Zinsen bei Neu- und Refinanzierungen führt dies zu einer stärkeren finanziellen Belastung. Gedämpft wird dieser Kostenanstieg durch die geringeren Abgeltungen an die SBB und die übrigen defizitfinanzierten Verkehrsunternehmen (-21.7 Millionen Franken). Bei praktisch gleichbleibendem Verkehrsangebot konnten diese ihre Mehrkosten dank höherer Verkehrserträge mehr als kompensieren. Der Beitrag an die Behindertentransportorganisation ProMobil ist per 2024 planmässig entfallen (-0.5 Millionen Franken). Gleichzeitig werden seit dem 1.1.2024 die Kosten für den Ersatzfahrdienst zur Erfüllung der Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) über das Leistungsentgelt finanziert (0.2 Millionen Franken). Während der Aufwand für die Verbundorganisation hauptsächlich wegen zusätzlicher Personalkosten angestiegen ist, nahm die Belastung durch die Mehrwertsteuer infolge der höheren Nettosubventionen um 2.5 Millionen Franken zu.

 

Aufwand

3 Mehrerlös durch Tarifmassnahme und Anpassung der Einnahmenverteilung

Im Jahr 2024 hat der ZVV – inklusive Z-Pass – Verkaufserlöse aus dem Ticketverkauf in Höhe von 970.3 Millionen Franken erzielt. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer markanten Zunahme von 12.2 Prozent, was aber hauptsächlich auf einen Sondereffekt zurückzuführen ist: Seit dem Berichtsjahr 2024 erfolgt die Entschädigung des Fernverkehrs der SBB für den Z-Pass-Tarif nicht mehr als Vorabzug auf Stufe Tarifverbund Z-Pass, sondern über die angeschlossenen Unterverbünde. Entsprechend fliessen diese Mittel anteilig neu zuerst an den ZVV, bevor sie dem Fernverkehr als Einnahmenanteile weitergeleitet werden (rund 60.3 Millionen Franken). Korrigiert um diesen Effekt beläuft sich das Wachstum noch auf ca. 5.3 Prozent. Grösstenteils ist dieses auf die per Fahrplanwechsel im Dezember 2023 vorgenommene Tariferhöhung von durchschnittlich 3.4 Prozent zurückzuführen. Letztmals wurden die Tarife im ZVV 2016 erhöht. Die Erlöse aus den Pauschalfahrausweisen (General- und Halbtaxabonnemente) und den Streckenbilletten des nationalen direkten Verkehrs (108.9 Millionen Franken) sowie weiterer Tarife und Erlöse (15.1 Millionen Franken) beliefen sich auf 124.0 Millionen Franken. Insgesamt betragen die Verkaufserlöse aus Fahrausweisen damit 1'094.3 Millionen Franken. Den abgeltungsfinanzierten Verkehrsunternehmen sowie dem Fernverkehr der SBB mussten für die Anerkennung der ZVV- und Z-Pass-Verbundfahrausweise Einnahmenanteile im Umfang von 448.9 Millionen Franken ausgerichtet werden (+25.7 Prozent). Die überproportionale Zunahme ist einerseits dem erwähnten neuen Wertefluss der Z-Pass-Anteile des Fernverkehrs geschuldet. Andererseits mussten die Einnahmenanteile an die abgeltungsfinanzierten Verkehrsunternehmen aufgrund der besseren Entwicklung der ZVV-Verkehrserlöse in der Vorjahresrechnung nach oben angepasst werden. Nach dem Abzug der Mehrwertsteuer betrug der für die ZVV-Rechnung relevante Verkehrsertrag noch 596.9 Millionen Franken (+2.9 Prozent). Zusammen mit den Nebenerträgen der Verkehrsunternehmen sowie weiterer Beiträge im Umfang von 103.9 Millionen Franken, die gegenüber dem Vorjahreswert leicht geringer ausgefallen sind, ergibt sich ein Totalertrag von 700.8 Millionen Franken.

 

4 Finanzielles Ergebnis

Die Beiträge des Bundes und der Nachbarkantone an die Abgeltungen der aufwandfinanzierten ZVV-Linien des regionalen Personenverkehrs (RPV) haben sich infolge der in den Offerten eingeplanten höheren Verkehrserlöse im Berichtsjahr um 3.9 Millionen Franken reduziert und betrugen noch 27.5 Millionen Franken. Zusammen summieren sich die Finanzierungen durch Dritte und der Ertrag auf insgesamt 728.3 Millionen Franken (+1.1 Prozent). Demgegenüber steht der Gesamtaufwand von 1'146.2 Millionen Franken (+3.8 Prozent), womit sich für 2024 eine Kostenunterdeckung von 417.9 Millionen Franken ergibt. Das sind 34.7 Millionen Franken mehr als im Vorjahr. Der Kostendeckungsgrad des ZVV reduziert sich von 65.3 Prozent auf 63.5 Prozent, liegt aber weiterhin klar über der Zielvorgabe des Kantonsrats gemäss ZVV-Strategie 2025 – 2029.

In Millionen Franken

2023

2024

+/-

Leistungsentgelt an Verkehrsunternehmen

961.7

1'022.9

61.2

Abgeltungen an die SBB und übrige Verkehrsunternehmen

120.9

99.2

-21.7

Belastung Mehrwertsteuer

10.2

12.7

2.5

Aufwand Verbundorganisation

10.4

11.3

0.9

Betriebsbeiträge an ProMobil

0.5

0

-0.5

Total Aufwand

1'103.7

1'146.2

42.5

Verkaufserlös aus Fahrausweisen

982.0

1'094.3

112.3

Einnahmenanteile

-357.0

-448.9

-91.9

Mehrwertsteuer

-45.0

-48.6

-3.6

Verkehrsertrag

580.0

596.9

16.9

Nebenerträge und Beiträge

109.1

103.9

-5.2

Ertrag

689.1

700.8

11.7

Finanzierung Nachbarkantone

2.7

2.6

-0.1

Finanzierung Bund

28.7

24.9

-3.8

Finanzierungen durch Dritte

31.4

27.5

-3.9

Total Ertrag und Finanzierungen durch Dritte

720.5

728.3

7.8

Kostenunterdeckung

383.2

417.9

34.7