Rechnungs­bericht 2022

Rechnungs-bericht2022

Trotz der zu Beginn des Jahres 2022 noch geltenden Homeoffice-Pflicht sowie der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr infolge der Corona-Pandemie haben sich die Verkehrserträge gegenüber dem Vorjahr insgesamt positiv entwickelt. Da gleichzeitig die Kosten stabil gehalten werden konnten, hat sich die Kostenunterdeckung des ZVV um 55.2 Millionen Franken auf 395.2 Millionen Franken reduziert. Der Kostendeckungsgrad erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr von 57.1 Prozent auf 62.4 Prozent.

 

Der ZVV erfüllt seine Aufgaben innerhalb eines Rahmenkredites, den der Kantonsrat in der Regel für zwei Jahre spricht. Für die Jahre 2022 und 2023 wurde ein Rahmenkredit von insgesamt 870.5 Millionen Franken bewilligt. Darin wurde für das Jahr 2022 eine Kostenunterdeckung von 446.9 Millionen Franken veranschlagt, was gleichzeitig auch dem Budgetkredit 2022 des ZVV entspricht. Mit effektiv ungedeckten Kosten von 395.2 Millionen Franken konnte das Budget 2022 klar unterschritten werden. Während sich die Verkehrserträge gemäss den Planungsannahmen entwickelt haben, blieb die Kostenentwicklung erfreulicherweise hinter den Erwartungen zurück. Zudem konnten gegenüber der Budgetierung leicht höhere Beiträge des Bundes verzeichnet werden, welche ebenfalls zum besseren Resultat beigetragen haben.

1 Rückkehr der Fahrgäste nach Pandemie

Der Beginn des Jahres 2022 stand für den öV unter einem schlechten Stern. Noch bis im Februar galt die vom Bundesrat verordnete Homeoffice-Pflicht und bis Ende März war das Tragen einer Schutzmaske in den Zügen, Trams, Schiffen und Bussen des ZVV obligatorisch. Entsprechend wurde der öV im Kanton Zürich immer noch sehr verhalten genutzt. Gleichzeitig wurde wieder das volle Angebot gefahren und das Nachtnetz auf den Fahrplan 2022 sogar substantiell ausgebaut. Erst mit der Aufhebung sämtlicher Corona-Schutzmassnahmen per 1. April 2022 konnte eine Trendwende bei der Nachfrage verzeichnet werden.

 

Nachfrage der Fahrgäste über die Jahre

 

In der Jahresbetrachtung kam es letztlich zu einer Erholung der Nachfrage in Personenkilometer gegenüber dem Vorjahr von rund 32 Prozent. Der Ertrag des ZVV erhöhte sich um 74.3 Millionen Franken. Unter Berücksichtigung der Finanzierungen Dritter sowie der konstant gebliebenen Kosten resultierte für 2022 eine Kostenunterdeckung von 395.2 Millionen Franken. Der Kostendeckungsgrad verbesserte sich von 57.1 Prozent auf 62.4 Prozent. Zwischenzeitlich hat sich die Situation aufgrund des markant gestiegenen Preis- und Zinsniveaus sowie der höheren Energiepreise verändert. In den nächsten Jahren ist trotz der allgemeinen Erholung der Nachfrage entsprechend mit einer höheren Kostenunterdeckung des ZVV zu rechnen.

2 Stabile Kosten

Der Gesamtaufwand ist vergleichbar mit dem des Vorjahres und beläuft sich auf 1'051.4 Millionen Franken. Das Leistungsentgelt an die aufwandfinanzierten Verkehrsunternehmen erhöhte sich infolge des Leistungsausbaus, der allgemeinen Teuerungsentwicklung und der höheren Treibstoffpreise um 36.8 Millionen Franken (+ 4.2 Prozent) auf insgesamt 917.4 Millionen Franken. Die höheren Dieselpreise sind eine Folge des Krieges in der Ukraine. Die in diesem Zusammenhang gestiegenen Energiekosten werden sich aufgrund von mehrheitlich abgesicherten Einkaufspreisen erst in den nächsten Abschlüssen des ZVV stärker niederschlagen. Kompensiert wurde der Kostenanstieg beim Leistungsentgelt durch die rückläufigen Abgeltungen an die SBB und die übrigen defizitfinanzierten Verkehrsunternehmen (- 34.0 Millionen Franken). Positiv bemerkbar machten sich hier die höheren Verkehrserträge und Einnahmenanteile. Ausserdem mussten im Jahr 2022 keine pandemiebedingten Defizitdeckungen mehr durch den ZVV geleistet werden.

 

Aufwand

 

Während die Belastung durch die Mehrwertsteuer im Vorjahresvergleich um 2 Millionen Franken zugenommen hat, haben sich die Beiträge an die Behindertentransportorganisation ProMobil planmässig um 500'000 Franken reduziert. Die Kosten beim Aufwand für die Verbundorganisation sanken um 3.9 Millionen Franken. Dies ist primär mit der einmaligen Wertberichtigung des neuen nationalen Preissystems Schweiz im Vorjahr zu erklären.

3 Erholung der Verkehrserträge

Die abgegrenzten Verkaufserlöse aus dem ZVV-Verbundtarif inklusive Z-Pass beliefen sich auf 797.3 Millionen Franken, was einer Zunahme von 21.8 Prozent entspricht. Bezogen auf die einzelnen Fahrausweiskategorien verlief die Erholung jedoch sehr unterschiedlich. Während der Erlös aus Jahres- und Monatsabonnementen um 11.6 Prozent zugenommen hat, haben die Einzelbillette um 37.3 Prozent zugelegt. Dies dürfte zum einen auf die im vergangenen Jahr weiterhin unsichere Lage und zum anderen auf veränderte Arbeitsgewohnheiten zurückzuführen sein. Die Erlöse aus dem nationalen direkten Verkehr (v.a. General- und Halbtaxabonnemente; 87.2 Millionen Franken) sowie weiterer Tarife (4.7 Millionen Franken) betrugen 91.9 Millionen Franken, womit insgesamt Verkaufserlöse aus Fahrausweisen von 889.2 Millionen Franken erzielt wurden (+ 20.0 Prozent). Für die Anerkennung von Verbundausweisen mussten den abgeltungsfinanzierten Verkehrsunternehmen Einnahmenanteile im Umfang von 331.2 Millionen Franken (+ 27.2 Prozent) ausgerichtet werden. Nach Berücksichtigung der Mehrwertsteuer belief sich der massgebende Verkehrsertrag auf 517.7 Millionen Franken (+ 16.0 Prozent). Zusammen mit den Nebenerträgen der Verkehrsunternehmen, welche gegenüber der Rechnung 2021 um 2.9 Millionen Franken zulegen konnten, resultierte ein Ertrag von 616.2 Millionen Franken (+ 13.7 Prozent).

 

Ertrag

 

Bei den Finanzierungen durch Dritte ist ein markanter Rückgang von 18.7 Millionen Franken (- 31.9 Prozent) auf noch 40 Millionen Franken zu verzeichnen. Dies hängt damit zusammen, dass die im Vorjahr durch den Bund noch geleisteten Beiträge zur Deckung der pandemiebedingten Defizite im Berichtsjahr entfallen sind. Zusammengefasst beliefen sich die Finanzierungen durch Dritte und der Ertrag auf 656.2 Millionen Franken (+ 9.3 Prozent).

4 Finanzielles Ergebnis

Die Einnahmen konnten 2022 gesteigert werden. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Ertrag um 74.3 Millionen Franken oder 13.7 Prozent auf 616.2 Millionen Franken. Unter Berücksichtigung der Finanzierungen Dritter resultierte insgesamt ein Mehrertrag von 55.6 Millionen Franken. Der Aufwand blieb demgegenüber konstant. Die Kostenunterdeckung sank daher auf 395.2 Millionen Franken (- 55.2 Millionen gegenüber 2021).

Gut zu wissen:

Im langjährigen Durchschnitt wurden knapp zwei Drittel des Aufwands des öffentlichen Verkehrs im Kanton Zürich mit den Einnahmen aus Ticketverkäufen, weiteren Erträgen und Beteiligungen des Bundes und den Nachbarkantonen gedeckt. Die restlichen Kosten tragen der Kanton Zürich und die 160 Gemeinden je zur Hälfte.

In Millionen Franken

2021

2022

+/-

Leistungsentgelt an Verkehrsunternehmen

880.6

917.4

36.8

Abgeltungen an die SBB und übrige Verkehrsunternehmen

144.7

110.7

-34.0

Belastung Mehrwertsteuer

10.0

12.0

2.0

Aufwand Verbundorganisation

14.2

10.3

-3.9

Betriebsbeiträge an ProMobil

1.5

1.0

-0.5

Total Aufwand

1051.0

1051.4

0.4

Verkehrsertrag

446.3

517.7

71.4

Nebenerträge und Beiträge

95.6

98.5

2.9

Ertrag

541.9

616.2

74.3

Finanzierung Nachbarkantone

2.8

3.1

0.3

Finanzierung Bund

55.9

36.9

-19

Finanzierungen durch Dritte

58.7

40.0

-18.7

Total Ertrag und Finanzierungen durch Dritte

600.6

656.2

55.6

Kostenunterdeckung

450.4

395.2

-55.2